Reisemotorsegler in Fichtelbrunn

Meist kurz Motorsegler oder MoSe genannt, häufig aber auch TMG von englisch 'Touring Motorglider'. Der Reisemotorsegler ist eine ältere Flugzeugkategrie. Die zugrundeliegende Idee ist, die Streckenflugeigenschaften eines Motorflugzeugs mit dem Handling eines Segelflugzeugs zu kombinieren. Insbesondere für Piloten, welche die Segelfluglizenz besitzen, und darüber hinaus auch Fliegen mit Motor lernen möchten, ist der Umstieg daher sehr einfach. Unsere Motorsegler Samburo und C-Falke zeichnen sich durch ausgesprochen gutmütige Flugeigenschaften aus. Damit eignen sie sich ideal für Gästeflüge aber auch weitere Ausflüge.

Alpla-Werke AVo 68-R Samburo

Der Samburo ist ein gutmütiger Reisemotorsegler mit 80PS-Triebwerk. Unser Samburo wurde 1979 gebaut und stammt ursprünglich aus Österreich. Danach war er für viele Jahre in Neumarkt in der Oberpfalz stationiert, wo er von einer kleinen Fliegergemeinschaft geflogen wurde. Die "DJK Neumarkt - Abteilung Flugsport" hat ihr Flugzeug vor einigen Jahren nach Fichtelbrunn verlegt, da der hiesige Flugplatz bessere Bedingungen für das Fliegen bot. Nach einer längeren Phase des Übergangs ist der Samburo nun im Eigentum der LSG Sulzbach-Rosenberg. Auch die Mitglieder der DJK sind nun Teil unseres Vereins. Trotzdem hat sich die Fliegergemeinschaft ein kleines Stück Eigenständigkeit bewahrt, denn die erfahrenen Piloten und Flugzeugwarte übernehmen weiterhin die Wartung und Pflege des Samburo. Auch Reisen quer durch Deutschland stehen auf dem Programm, denn die Samburoflieger sind ausgesprochene Streckenflieger. Vom Meer bis ins Gebirge, der Samburo fliegt zuverlässig und ruhig und repräsentiert damit den ursprünglichen Gendanken hinter der Gattung (Reise-)Motorsegler. Auch der geringe Kraftstoffverbrauch kann sich mit anderen Verkehrsmitteln messen. Dank mittlerweile neu hinzugekommenen Pilotennachwuchs aus Sulzbach-Rosenberg wird die D-KDJK auch weiterhin viel unterwegs sein - und das seit über 40 Jahren!

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Der Samburo war bereits in den 70er Jahren eine wegweisende Flugzeugkonstruktion. Kaum verwunderlich, dass der Samburo bis heute prodzuiert wird. Anders unser Flugzeug aber nicht in Gemischtbauweise aus Holz und Metall mit Folienbespannung, sondern aus Faserverbundwerkstoffen. Laut des Herstellers M+D zählt der "neue" Samburo damit zu den leistungsfähigsten Motorseglern, die heute erworben werden können. Am Grundkonzept hat sich jedoch kaum etwas geändert.

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Ein großer Vorteil eines Motorseglers ist die geringe Landeanflugs- und Aufsetzgeschwindigkeit. Gerade für Piloten, die vom Segelflugzeug aus in die motorisierte Fliegerei einsteigen möchten, ergeben sich nur wenige Unterschiede im Handling.

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Nur durch gute Pflege und intensive Wartung können Flugzeuge auch nach Jahrzehnten noch Sicherheit und Komfort bieten. Die Fliegergemeinschaft des Samburo ist nicht zu unrecht Stolz auf ihr Flugzeug. Aufpoliert mit glänzendem Lack ist der Samburo stets flugbereit im fichtelbrunner Hangar zu finden - wenn er nicht gerade unterwegs ist.

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Auch für den Flug in den Sonnenuntergang nach Feierabend ist der Samburo bestens geeignet.

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Technische Daten Samburo

Baujahr 1979
Spannweite 16,7m
Länge 7,6m
Streckung 13,6
Flügelfläche 20,7qm
Triebwerk Rotax 80PS mit Verstellpropeller
Tankinhalt 40l Haupttank, 20l Flächentank
Reisegeschwindigkeit 160km/h
Geringstes Sinken 1,03m/s bei 87km/h
Bestes Gleitverhältnis 1:27 bei 105km/h
Höchstzulässige Geschwindigkeit 215km/h

Scheibe Aircraft C-Falke

Der Falke ist ein zweisitziger, in Gemischtbauweise hergestellter Motorsegler, der ab 1963 von der Firma Scheibe-Flugzeugbau-GmbH aus Dachau bei München entwickelt und gefertigt wurde. Gemischtbauweise bedeutet dass das Flugzeug mit Metall und Holz gebaut wurde. So besteht der Rumpf aus einer Gitterrohr Konstruktion und die Tragflächen wurden in konventioneller Holzrippenbauweise erstellt

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Der C-Falke entwickelte sich Dank seiner Vorgänger, dem A- und B-Falken zu einem der meistgebauten Motorsegler der Welt. Wesentliche Merkmale für diesen Erfolg waren die "Side-by-Side" Sitzanordnung, welche die Schulung vereinfachte, die einfache und robuste Gemischtbauweise sowie das äußerst gutmütige Flugverhalten.

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Einen besonderen Beleg der Leistungsfähigkeit und Robustheit des Falkens erbrachte 1982 ein Journalist (Wolf Heckmann)der mit dem C-Falken (D-KOEO) in rund 230 Flugstunden von Deutschland nach Australien flog.

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Auch in unserem Verein dient der C-Falke neben Strecken- und Gästeflügen zur Schulung neuer Piloten. Seit 2020 ist es wieder möglich, direkt die Lizenz für diese Flugzeugklasse zu erwerben, ohne eine Segel- oder Motorflugausbildung nachweisen zu müssen.

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Noch heute werden Flugzeuge dieses Typs gebaut. Die Website des Herstellers informiert über aktuelle Entwicklungen.

Technische Daten SF 25c

Spannweite 15,30m
Länge 7,6m
Maximales Abfluggewicht 650kg
Reisegeschwindigkeit 130-150km/h
Mindestgeschwindigkeit 60km/h
Triebwerk Limbach, 2,0 Ltr. Hubraum, 80PS

Segelfliegen mit dem Reisemotorsegler?

Mit eingeschaltetem Triebwerk fliegt der Samburo fast genauso wie ein Motorflugzeug. An Tagen mit guter Thermik ist es jedoch auch möglich, mit ausgeschaltetem Triebwerk weite Strecken zurückzulegen, in dem man genauso fliegt, wie mit einem Segelflugzeug. Nach dem Start muss zunächst Höhe gewonnen und ein Aufwind gesucht werden. In diesem kreist man nun mit noch laufendem Motor, drosselt jedoch die Leistung, um den Motorblock schonend kaltlaufen zu lassen. Hat man die Kreise auf den Aufwind abgestimmt, man nennt dies "zentriert", so kann man den Motor bedenkenlos abschalten. Um unnötigen Luftwiderstand des Propellers zu vermeiden, werden dessen Blätter mit einem Hebel fast parallel zur Luftströmung eingestellt. Nun heißt es weiter steigen. Nähert man sich den Wolken, so kann man die weitere Flugstrecke anhand von ihrer Lage planen, denn unter fast jeder Haufenwolke befindet sich ein Aufwind.

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An manchen Tagen findet man regelrechte "Wolkenstraßen", wie in obigem Foto zu erkennen. Unter diesen stehen die Aufwinde in Reihe und man kann mit gerinem Höhenverlust einfach geradeaus segeln.

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Nur wenige Piloten können mit dem Reisemotorsegler wirklich segeln. Eigentlich schade, denn auch mit einem älteren Muster wie dem Samburo sind respektable Flüge mögich. Auf obigem Bild steigt die D-KDJK mit 3 Metern pro Sekunde in einem Aufwind - und steht damit vielen Segelflugzeugen in keinster Weise nach. Unser bislang weitester Segelflug führte uns etwa 100km weit von Fichtelbrunn in den Oberpfälzer Wald.
Einen großen Vorteil bietet der Motorsegler dabei immer: Sollte sich das Wetter verschlechtern oder die Thermiksuche im Verlauf der Strecke erfolglos bleiben, so kann man einfach das Triebwerk anlassen. Eine Landung auf einer Wiese oder einem Feld, wie mit einem Segelflugzeug häufig, bleibt so erspart.

alt text Über den Wolken?

Mit dem Reisemotorsegler ist es möglich, bei entsprechenden Wetterlagen über den Wolken zu fliegen, und so wie Verkehrsflugzeuge störenden Wettereinflüssen zu entgehen.

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Da unsere Flugzeuge nicht instrumentenflugtauglich sind, benötigen wir hierfür Tage mit lockerer Bewölkung, und großen Wolkenlücken.

Text: Thomas Melzer, Pilot Segelflugzeug/Reisemotorsegler